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Hannover gezeichnet Teil 3: Die Nanas7 Minuten Lesezeit

Hannover gezeichnet Teil 3: Die Nanas7 Minuten Lesezeit

Eines der früher umstrittensten Wahrzeichen von Hannover sind die Nanas – früher gehasst, heute geliebt.

Hannover gezeichnet

Nana Sophie von Marion Klüter
Nana Sophie

mkl 21.01.2023 Was liegt näher für einen Hannoveraner, seine Heimatstadt auf Papier zu bringen? Also suchte ich mir meine Lieblingsmotive und gestaltete eine kleinen Hannover-Sehenswürdigkeiten-Rundschau für die Wand.

Eine spezielle Triologie fertigte ich als Geburtstagsgeschenk für meinen Vater an. Er hatte gerade das langjährige Bild an der Wohnzimmerwand entsorgt, und der leere Raum störte meine Mutter. Da ich keine Korkwand mit 180 Zentimeter Breite bekam, wurden es drei Korkwände, auf denen ich malte und die zusammen 180 Zentimeter breit waren.

Wie so oft hatte ich mich vermessen, – passiert mir andauernd, – aber was sind schon zwei Zentimeter zuviel?

1. Die Geschichte der Nanas

1974 wurde der Grundstein zur Skulpturenmeile Hannover gelegt. Der erste Schritt war die Aufstellung der “Nanas” am Leibnizufer in Hannover, die Niki de Saint Phalle entworfen hatte.

Die befreite Weiblichkeit

Zuerst waren die Bewohner Hannovers nicht begeistert, es gab heftige Proteste. Die Plastiken wurden beschmiert, und eine Bürgerinitiative forderte sogar “Weg mit den Nanas” und sammelte für ihre Petition immerhin fast 20.000 Unterschriften.

Benannt wurden die Nanas, deren Name (französisch) für moderne, selbstbewusste und erotische Frauen steht nach der Astronomin Caroline Herschel, Goethes Idol und Schwarm Charlotte Buff und der Kurfürstin Sophie von der Pfalz.

Bei einem Tauziehen zwischen Befürwortern und Gegner wurde der jahrelange Kampf beigelegt, Sieger waren die Befürworter. Heute sind die Nanas Wahrzeichen der EXPO-Stadt.

Auf meinen Bildern ist Sophie (meine Lieblings-Nana) zu sehen.

2. Die Künstlerin

Nana Sophie von Marion Klüter
Nana Sophie

Niki de Saint Phalle wurde 1930 in Neuilly-sur-Seine geboren. Durch eine gescheiterte Ehe erleidet sie einen Zusammenbruch und verbringt einige Zeit in einer psychiatrischen Anstalt. Um ihre Traumata zu verarbeiten, beginnt sie künstlerisch zu arbeiten.

1955 lernte sie in Paris den Künstler Jean Tinguely kennen. 1971 heiraten sie. Er  wird ihre Hilfe und Inspiration. 1961 schließen sie sich der Künstlergruppierung der “Nouveau Réalistes” an.

Mit Hannover verband sie eine besondere Beziehung.1998 begann sie mit der Neugestaltung Grotte in den Herrenhäuser Gärten, leider starb sie vor der Fertigstellung.

Aufgrund ihrer detaillierten Aufzeichnungen konnte das Kunstwerk trotzdem vollendet werden. Im Expo-Jahr wurde sie am 17. November 2000 zur Ehrenbürgerin ernannt. Und sie schenkte dem Sprengel-Museum in Hannover über 400 ihrer Werke.

Eine Übersicht:

2.1. Die Schießbilder

1955 kommt sie mit ihren “Schießbildern” zu Aufsehen. Mit einem Gewehr schießt sie auf eine reliefartig strukturierte, aber farblose Leinwand, die mit Farbbeuteln präpariert ist: diese zerplatzen und die Farbe ergießt sich über die Leinwand.

2.2. Die Nanas

Mit den Nanas wird sie ab 1964 bekannt. Ihre großformatigen bunten Frauenfiguren gelten als ihr Markenzeichen. Die Nanas stehen für Lebenskraft, Weiblichkeit und freie Gestaltung ohne Hemmungen und Konventionen. Sie sollen eine umfassende Reflexion einer selbstbewussten weiblichen Existenz sein.

2.3. Der Tarot Garten

Zwei Jahrzehnte lang, von 1978 bis 1998, arbeitete die Künstlerin an dem Park. Eine Gruppe örtlicher Künstler unterstützte sie dabei.

Tarot Garten von Niki d Saint Phalle
Tarot Garten von Niki de Saint Phalle

Der Garten sollte meditativ betrachtet werden, beim Durchwandern wird die Geschichte einer Seelenreise erzählt. Jede der 22 Skulpturen stellt eine Figur der Großen Arkana dar. Der Rundgang beginnt mit dem Narren, der ersten Karte der Arkana und endet mit der gleichen Figur (tanzend), der “Welt”.

Inspiriert wurde Niki De Saint Phalle dabei durch den Park Güell (1900–1914) von Antoni Gaudí in Barcelona, den Sacro Bosco (dt. Heiliger Wald), auch Parco dei Mostri (dt. Park der Ungeheuer), aus dem 16. Jahrhundert von Pirro Ligorio und Giacomo Barozzi da Vignola in Bomarzo sowie durch die gewagten bunten Keramikfliesenarbeiten des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser.

Eine Tuffstein-Mauer umgibt den Park. Der Architekt Mario Botta entwarf den Eingang in Form eines Rundbogens.

Nach dem Willen der Künstlerin wurde die Einrichtung in die private Stiftung Fondazione Il Giardino dei Tarocchi umgewandelt, die für den Betrieb und die Erhaltung des Skulpturenparks zuständig ist. Die Stiftung verwaltet auch ihre persönliche Sammlung mit über 1000 Skulpturen und 5000 grafischen Werken.

2.4. Die Grotte

Die Grotte von Niki de Saint Phalle
Die Grotte von Niki de Saint Phalle

Der Spiegelraum mit dem Thema Tag und Leben zeigt mit über 40 Relieffiguren Beispiele aus fast allen Schaffensperioden der Künstlerin. Der blaue Raum ist der Nacht und dem Kosmos gewidmet. Bunte Frauenfiguren tanzen in den nachtblauen Himmel und greifen nach den Sternen. Die Fenster und Türen der Grotte sind mit speziell von Niki de Saint Phalle entworfenen Gittern versehen, die ebenfalls mit Glas und Spiegeln beklebt wurden.

Der achteckige Mittelraum und die beiden sich rechts und links anschließenden Räume der Grotte sind durch Mosaike aus buntem Glas und Spiegeln, mit Kieseln und zahlreichen bemalten, plastischen Figuren mit dem Thema “Das Leben des Menschen” geschmückt.

3. Die Namensgeberinnen

Die Nanas wurden nach Frauen benannt, die für Hannover eine besondere Bedeutung hatten.

3.1. Kurfürstin Sophie von Hannover

Kurfürstin Sophie von Hannover wurde am 14. Oktober 1630 in Den Haag geboren und starb am 8. Juni 1714 in Herrenhausen.  Sie wurde durch ihre Heirat mit Ernst August zur Herzogin zu Braunschweig  und Lüneburg und Kurfürstin von Braunschweig-Lüneburg.

Hannover Herrenhausen
Hannover Herrrenhausen

Von 1630-1714 gestaltete sie die hannoversche Sommerresidenz im Schloss Herrenhausen und 1680 den Großen Garten mit Hilfe von Henry Perronet, der bereits den Osnabrücker Garten mit ihr angelegt hatte. Bis zu ihrem Tod vervierfachte der Garten seine Ausdehnung.

Im italienisch eingerichteten Westflügels des Galeriegebäudes lebte sie als Witwe. Sie starb am 08.06.1714 in ihrem geliebten Garten.

An der Stelle steht ein Denkmal.

Genaueres kann man bei Holger Selke, Führer durch Schloss Herrenhausen, nachlesen.

3.2. Caroline Henschel

Caroline Lucretia Herschel war eine deutsche Astronomin, Violinistin und Sängerin. Sie lebte vom 16. März 1750 in Hannover und verstarb dort am 9. Januar 1848.

Am Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere arbeitete sie mit ihrem Bruder Wilhelm Herschel bei seinen Forschungen. Aber ihre eigenen Beiträge zur Astronomie waren die Entdeckungen mehrerer Kometen, die Berechnung genauer astronomischer Reduktionen und der Zonenkatalog hunderter Sternhaufen und Nebel.

3.3. Charlotte Buff

Charlotte Buff geboren am 11. Januar 1753 in Wetzlar, gestorben am 16. Januar 1828 in Hannover war das Vorbild der Lotte in Johann Wolfgang von Goethes “Die Leiden des jungen Werthers“.

1772 lerne Goethe Charlotte auf einem Tanzfest kennen und ließ sich von ihrer äußerlichen Erscheinung und ihrer offenen Art verzaubern. Er tanzte den ganzen Abend mit ihr. Aber Charlotte hatte ihr Herz bereits an Albert Kestner verloren, den sie 1773 heiratete. Als Goethe danach Wetzlar verließ schrieb er das 1774 erschienene Buch “Die Leiden des jungen Werthers“.

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Weitere Informationen zum Thema im Internet:
→ Niki de Saint Phalle Biografie: Niki de Saint Phalle
→ Niki de Saint Phalle – 24 Kunstwerke – Malerei: Wikiart
→ Niki de Saint Phalle zwischen Schießbildern und Godzilla: NDR Nachrichten
→ Die schießende Feministin: Brittakadolsky.com
→ Schöpfern der Nanas: NDR Kultur
→ Giardino dei Tarocchi: Wikipedia
→ Tarot Garten von Niki de Saint Phalle: Passenger On Earth
→ Niki de Saint Phalle – Grotte: Hannover.de
→ Das Kunstwerk im Detail: Grotte: Hannover.de
→ Traumwelt – Grotte von Niki de Saint Phalle: Fotografie Stern
→ Kurfürstin Sophie von Hannover: Wikipedia
→ Caroline Henschel: Wikipedia
→ Charlotte Buff: Wikipedia

Autor

Marion Klüter
Marion Klüter ist Multimedia-Fachfrau und Bloggerin. Sie unterhält zwei Blogs mit unterschiedlichen Schwerpunkten, da sich beide Themen nicht miteinander vereinen ließen, denn Wut und Kreativität passen schlecht zueinander. Seit einiger Zeit sind ihr Verlobter und sie stolze Besitzer eines Riesenschnauzers. Trotz vieler Rückschläge in ihrem Leben hat sie den Humor nicht verloren und lacht weiterhin gerne, auch über sich selbst.

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Von Natur aus bin ich positiv eingestellt, ich glaube trotz aller Widrigkeiten noch an das Gute im Menschen und ich lache gerne, auch über mich.

In diesem Blog geht es nur um Fantasie und Kreativität.

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