Das erste Art Journal soll etwas Besonderes sein. Bild eins – schlecht, Bild zwei – noch schlechter, Bild drei, ab in die Tonne. Wie soll das bloß enden?
Grundsätze sind dazu da, umgangen zu werden
mkl 21.01.2023 Für mein Art Journal überlegte ich mir einige Grundsätze, an die ich mich unbedingt halten wollte.
- Alle Zeichnungen sind so wertvoll, dass nichts zerstört wird, auch wenn man es für nicht gelungen hält.
- Man versucht, sich an bestimmte Stilrichtungen zu halten.
- Das Journal sollte ein Thema haben.
- Es sollte so regelmäßig wie ein Tagebuch geführt werden.
1. Der Start
Nun war es also so weit. Thema war schnell gefunden: mein Leben und ich. Stilrichtung – schwierig. Wieder sah ich mir viele Ideen an, bis mir der Kopf schwirrte und ich mir sicher war, ich werde das nie schaffen.
Das erste Blatt war wie eine schwere Geburt. Aber dann ging es fast wie von selbst. Stolz stellte ich es mir auf die Staffelei auf dem Tisch, um es mir lange genau anzusehen. Ich fand es sehr gelungen.
Das Bild hat eine besondere Bedeutung für mich, es zeigt Hoffnung, – man sollte nie aufgeben und sich weiter bemühen, auch wenn man keinen Stern fängt. Und wenn es aussieht, man würde nur wild herumspringen, der Versuch zählt.
Meine Ideen lauteten: Fang dir einen Stern und wünsch dir was. Nur wer zum Himmel blickt kann die Sterne sehen. Ein Stern, der deinen Namen trägt. Und ganz wichtig, ein kleiner Stern für mein Sternenkind Marcella.
Bei der Materialbenutzung war ich unentschlossen und versuchte mich an verschiedenen Dingen gleichzeitig.
Pastellkreide ist eben leider, wie der Name schon sagt, pastellig und für dunkle Farben nicht geeignet. Sie ist leicht verwischbar, auch unabsichtlich, und muss anschließend fixiert werden. Ich benutzte dafür neutrales Haarspray (kostengünstiger). Wobei ich dann feststellen konnte, welcher Marker farbfest ist. Der blaue war es jedenfalls nicht.
2.1. Die Sternenfängerin zweiter Versuch
Der zweite Entwurf zum selben Thema ging schnell. Stolz stellte ich es wieder auf den Tisch. Aber schon bald merkte ich, es gefiel mir gar nicht. Nun hatte ich wenigstens schon zwei Bilder, die eigentlich nicht gelungen waren. Sollte ich besser aufhören?
Nach den Mißerfolgen der Sternenfängerin ruhte die Arbeit erstmal für zwei Wochen. Dafür entwickelten sich mehrere Ideen, die mich langsam um den Schlaf brachten.
3. Das Spiel (des Lebens)
Bei diesem Bild ist das Thema aus der Gestaltungstherapie: Mein Leben. Ich finde das Leben ist wie ein Spiel, ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel.
In unserer Familie wurde dieses Spiel jeden Sonntag gespielt, auch bei meiner Großmutter, bei der es keinen Fernseher gab, lag es oft auf dem Tisch. Und das Witzigste ist, meine Eltern haben sich bei diesem Spiel kennen gelernt, was meine Mutter ständig zu den Spruch brachte: “Was konnte da schon Gutes dabei herauskommen?”.
Meine Eltern waren 61 Jahre verheiratet und sind leider Beide vor einiger Zeit verstorben.
3.1. Das Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel
Ein einfaches Spiel, bei dem an sich aber auch herrlich ärgern kann. Der eine bekommt ständig eine Sechs, der andere kriecht mit einer Eins durch die Gegend, und wenn er es gerade bis kurz vor seinen Eingang geschafft hat, kommt einer und wirft ihn raus. Bingo, er darf wieder von vorne anfangen. Ganz wie im Leben.
Obwohl ich gute Würfe habe und rasch vorwärts komme, überholt mich jemand und wirft mich raus. Dann sitze ich endlos lange auf der “Reservebank”, ehe ich mich wieder raustraue. Und wieder mal komme ich einfach nicht voran, während andere an mir vorbei ziehen mit ihrem Glück.
3.3. Meine Figur
Wie man sieht ist meine Figur stark ramponiert, bereits mehrfach geflickt worden. Sie hat schon Vieles durchgemacht, was Spuren hinterlassen hat, aber trotzdem hat sie nicht ihre Farbe und ihren Glanz verloren.
So ähnlich habe ich das Bild auch bei der Gestaltungstherapie gemalt, dieses Mal hatten wir mehr Farben zur Verfügung.
4.1. Was will das Meer von mir?
Zwei Dinge beeinflussten mein Leben am stärksten, das Meer und die Schmerzen. Schon als Kind fühlte ich mich zum Meer hingezogen, was wohl daher rührte, dass auch mein Vater ein Mensch war, dem es zum Meer zog. Wir machten jedes Jahr Urlaub am Meer. Und mein Vater war Freddy Quinn und Hans Albers Fan.
4.2. Die Kleine Nixe
Als ich monatelang mit einer unerklärlichen Ischiasnerventzündung erkrankte, erfuhr ich erst, was richtige Schmerzen sind, auch wenn ich davor schon schmerzhafte Erkrankungen erlitt. Aber diese Nervenentzündung verursachte höllische Schmerzen. Man kann sich nicht bewegen, weder sitzen, noch stehen, noch gehen, noch liegen. Schweben konnte ich leider nicht ausprobieren. Jede Bewegung schmerzt unerträglich, ich spürte die Nervenbahnen bis hinunter zu den Füssen. Der ganze Körper besteht nur noch aus Schmerzen.
Nun komme ich aus einer Familie, in der Schmerzen zu äußern, verpönt war, man hatte schweigend zu leiden und andere nicht mit seinen Beschwerden zu belästigen. Und da ich alleine lebte, musste ich auch selber damit fertig werden.
Der Arzt fand die Ursache nicht, die fand ich dann selber heraus. Es war schlicht und einfach, Magnesiummangel, allerdings ein sehr schwerer. Kaum war der Magnesiumhaushalt wieder hergestellt, verschwanden die Entzündungen (auch die des Herzens), die Schmerzen gingen, die Erinnerung daran blieb.
Die Kleine Nixe aus dem Märchen von Hans Christian Anders tauscht die Flosse gegen Füsse ein, und bei jedem Schritt hat sie Schmerzen und zieht Blutspuren hinter sich her. Daran musste ich ständig denken, als ich die Ischiasnerventzündung hatte. Damals war jeder Schritt mit Höllenqualen verbunden. Ich zählte jeden Schritt, jede Bordsteinkante, und bevor ich einkaufen ging, überlegte ich mit wie vielen Schritten ich zu welchem Geschäft gehen musste, wie viele Bordsteinkanten dazwischen lagen, bevor ich losging.
In Gedanken sah ich meine blutigen Fussspuren. Ich war die Nixe
4.2.1. Die Nixe erster Versuch
Wieder einmal legte ich los, mit viel Elan und Mut zauberte ich ein Bild. Aber dann war der Zauber plötzlich vorbei, die Hälfte war fertig, aber wie sollte es weitergehen? Beim diesem Versuch wollte ich die Schritt-Problematik darzu, indem ich die Schrittanzahl aufzeichnete. Weiter fiel mir nichts mehr ein. Ein paar Tage später ging es stückchenweise weiter. Aber das Ergebnis gefiel mir gar nicht. Es passte einfach nicht zu mir.
Und trotz meiner guten Vorsätze kam dieses Bild nicht in mein Art Journal. Es ist so schwer, sich an seine eigenen Grundsätze zu halten.
4.2.2. Die Nixe zweiter Versuch
Der zweite Versuch war leider auch nicht besser. Es war sogar noch schlimmer. Sorry, Grundsätze adieu, es musste vernichtet werden.
4.2.3. Die Nixe dritter Versuch
Dieses Mal dachte ich lange nach, sortierte meine Ideen und legte los. Mein letzter Versuch, aber so richtig zufrieden war ich auch dieses Mal nicht. Das Ganze schien schwerer als gedacht.
Materialliste:
Mit den Pastellkreiden komme ich inzwischen ganz gut zurecht. Man kann sehr schöne Effekte damit erzielen, man muss nur aufpassen, nicht zu viel zu verwischen.
Die Aquarellstifte habe ich mit Wasser bearbeitet. Sie sehen aber auch im trockenen Zustand schön aus.
Der schwarze Hintergrund ist mit Edding erstellt worden. Schwierig ist allerdings der Umgang mit dem weißen Lackmaler, da ich ihn bisher nur mit stärkerer Mine bekommen konnte.
5. Ein letzter Versuch
Ikaria liegt schon seit geraumer Zeit bei mir in der Ecke. Die Texte fehlen noch. Mich verließ einfach der Elan, nachdem keines dieser Bilder richtig gut geraten ist. Deshalb habe ich danach auch nicht mehr weitergearbeitet an meinem Art Journal.
5.1. Ikaria
Ikaria (soll ein Hinweis auf Ikarus sein) fliegt zur Sonne hinauf, aber es gibt viele Hände, die sie aufhalten wollen.
Text:
Flieg’ nicht so hoch, mein kleiner Freund
Die Sonne brennt dort oben heiß Wer so hoch hinaus will, der ist in Gefahr Glaub’ mir, ich mein’ es gut mit dir Keiner hilft dir dann, ich weiß es ja Wie’s damals bei mir war – aus Song von Nicole 1981.Empfehlenswerte Artikel zum Thema:
Weitere Artikel zum Thema im Internet:
→ Was ist Art Journaling: Happy Painting Club
→ Die Kleine Meerjungfrau: Youtube
→ Hans Albers – Die singende Schauspiellegende aus Hamburg: NDR Geschichte
→ Hans Albers singt – Kleine weiße Möwe: Youtube
→ Hans Albers singt – La paloma: Youtube
→ Freddy Quinn – Seemanns-Romantik: NDR Geschichte
→ Freddy Quinn singt – Seemann deine Heimat ist das Meer: Youtube
→ Freddy Quinn singt – Junge, komm bald wieder: Youtube
→ Freddy Quinn singt – Du musst alles vergessen: Youtube
Autor
- Marion Klüter ist Multimedia-Fachfrau und Bloggerin. Sie unterhält zwei Blogs mit unterschiedlichen Schwerpunkten, da sich beide Themen nicht miteinander vereinen ließen, denn Wut und Kreativität passen schlecht zueinander. Seit einiger Zeit sind ihr Verlobter und sie stolze Besitzer eines Riesenschnauzers. Trotz vieler Rückschläge in ihrem Leben hat sie den Humor nicht verloren und lacht weiterhin gerne, auch über sich selbst.
Letzte Veröffentlichungen
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