Als richtige Künstlerin sehe ich mich nicht, andere haben da schon mehr an mich und mein Talent geglaubt. Aber die Frage ist, wie viel Talent brauche ich?
Und wieder so eine Möchtegern-Künstlerin?
1. Wie Phönix aus der Asche
mkl 20.01.2023 Nach vielen Jahren habe ich mir gesagt, ich sei nun alt genug, um zu machen was ich will, ohne mir Vorschriften anzutun. Also schuf ich mir meinen eigenen Stil.
Es war ein langer Weg, und einmal musste ich mir anhören, dass ich kein Rembrandt sei, meine Kunst sei amateurhafter Kitsch. Diese Aussage warf mich Monate zurück, ich konnte nicht mehr zeichnen. Meine Mutter war wütend, denn ausgerechnet zu der Zeit sollte ich ein neues Bild für das Wohnzimmer malen. Aber es ging nicht. Alle redeten mir gut zu, und dann sagte ich mir, ich bin kein Rembrandt, ich werde nie einer sein. Aber wer will schon einen zweiten Rembrandt?
Ich bin nicht perfekt, und ich will es nicht sein. Vielleicht erkennt man eines Tages sogar meinen eigenen Stil an?
2. Die Gestaltungstherapie
Einige Ideen hatte ich noch aus der Gestaltungstherapie. Für das jeweilige Thema hatten wir jeweils eine Stunde Zeit, aber mit den Materialien war es schwierig, etwas wirklich Künstlerisches aus dem Thema herauszuholen. In einer der Stunden hatte ich nur einen grünen Buntstift zur Verfügung.
Es ging dabei nicht um Kunst, sondern darum, das Unbewusste bildlich zu symbolisieren. Durch die anschließende Reflexion soll es zu einer vertieften Selbsterfahrung kommen.
Auch wenn ich das wusste, wollte ich keinen Pfusch anfertigen, aber wer schafft schon ein Kunstwerk in einer Stunde? Ich gab mir alle Mühe, kämpfte um die Farbstifte und konzentrierte mich. Anschließend sollte man erzählen, was man mit dem Bild ausdrücken wollte. Bei manche Bildern war ich unzufrieden mit mir, während meine Mitpatienten jedes Bild von mir gut fanden. Was sahen sie, was ich nicht sah? Ich dagegen fand einige der anderen Bilder viel besser als meines.
3. Das Art Journal
Durch meinen Pinterest-Account sah ich das erste Mal Zeichnungen für ein Art Journal und begann zu recherchieren. Aber zu dem Zeitpunkt war es schwierig, überhaupt etwas zu finden, wenn dann fand man nur englischsprachige Seiten. Anscheinend war der Trend noch nicht bei uns angekommen.
Ich stieß auf wundervolle Collagen, – Mixed Media, – die mit allen möglichen Materialien erstellt wurden, – Bilder mit Texten kombiniert. Ich war fasziniert. Tagelang sah ich mir viele Zeichnungen an, um mir Inspiration zu holen, dabei stieß ich auf eine Künstlerin, Teesha Moore, deren Werke ich ganz besonders mochte. Auf Pinterest findet man viele ihrer Werke, und auch ihre Homepage ist eine Kunst.
Nun wollte ich auch ein Art Journal haben. Die Idee ein Buch zu verwenden, anstelle der vielen Zettel, die überall herumflogen, fand ich genial. Aber wie so oft, die Ideen sprudeln, aber die Umsetzung hinkt gewaltig hinterher.
3.1. Was genau ist ein Art Journal?
Eigentlich ist das Art Journal eine Art Tagebuch, gefüllt mit farbigen Seiten mit Zeichnungen, Collagen und Texten. Es gibt keine Regeln. Gedacht ist das Ganze als Rückzug von der hektischen Welt, ähnlich wie Zentangle, für das aber einige Regeln existieren. Oder aber Doodles.
3.1.1. Art Journaling
Erlaubt ist alles, es gibt keine Regel und keine Vorgaben.
Materialien:
- Bleistift und Radiergummi
- Papierschere
- Klebestift
- Set Aquarellfarben
- Set Acrylfarben
- Universal Pinselset mit Rund- und Flachpinseln
- Farbmischpalette und Wasserbehälter
- Mixed Media Papier
- Zeitschriften/Magazine, um Motive für Collagen auszuschneiden
- wasserfester Marker oder Fineliner in schwarz
3.1.2. Zentangles
Zentangles ist der geschützte Name für die von Rick Roberts und Maria Thomas entwickelte Zeichenmethode. Dabei arbeitet man konzentriert an verschiedenen sich wiederholenden Mustern. Durch die Wiederholungen soll man sich in einen meditativen Zustand versetzen.
Man beginnt damit, das man erst einmal zur Ruhe kommt, dann wird mit Bleistift ein Rahmen gezeichnet. Dieser wird durch Linien oder Kreisen in mehrere Felder geteilt. Jedes Feld erhält dann ein Muster.
Materialien:
- Zentangle Papier wird von Fabriano Tiepolo Papier seit 300 Jahren hergestellt
- 8,9 x 8,9 cm große Zentangle-Bögen in schwarz oder weiß
3.1.3. ZIK
Außerhalb des Formates oder in Farbe wird es von Zentangle inspirierte Kunst genannt.
3.1.4. Zendoodle oder Doodle oder Scribble
Zentangle und Doodle ist fast dasselbe, aber beim Doodle handelt es sich um Kritzeleien, die ebenfalls zur Entspannung beitragen. Man hat in Studien herausgefunden, dass die Kritzelgruppe sich besser an gelernte Informationen erinnert.
Materialien:
- jedes Papier
- jeder Stift
- am besten schwarzen Fineliner
- man zeichnet Symbole und Objekte
3.1.5. Sketchnote
Das Doodling ist eine geradzu perfekte Grundlage für das Sketchnoting. Die einfachen Bildchen sind sehr schnell gezeichnet und eignen sich super dazu, Sachverhalte visuell darzustellen.
Wenn man das Doodle mit Text ergänzt, hat man automatisch eine Sketchnote. Wichtig ist hierbei das Zusammenspiel aus der Grafik und dem textlichen Inhalt.
4. Mein Skizzenbuch
Für die Zeichnungen des Kleinen Ritters habe ich ein Extra-Skizzenbuch angelegt.
4.1. Aller Anfang ist schwer
Aber der Anfang ist schwer, welches Material nehme ich, wie baue ich es auf? Welche Technik verwende ich?
Jede Figur wurde vorgezeichnet, daneben habe ich die benutzten Farben aufgeschrieben, damit auch alles stimmt, wenn ich die Figur später erneut verwenden möchte.
Das hat mir das Ganze erheblich erleichtert. Da ich eine längere Pause zwischen den Zeichnungen hatte, wäre es schwierig geworden, wieder die richtigen Farbtöne zu finden. Ich verwendete die Aquarell-Buntstifte von Koor-I-Noor Hardtmuth.
4.2. Viele Materialien
Als ich meine Materialien für diesen Beitrag zusammensuchte, war ich entsetzt, wie viel Kram schon zusammengekommen war, – ganze drei Schubladen voll. Nun stelle ich mir die Frage, wie viele Dinge braucht ein Mensch, äh Künstler eigentlich?
5. Der Kleine Ritter
Mein Bruder kam auf die Idee, ich solle die Zeichnungen für sein Kinderbuch malen. Dabei nahm ich mir das erste Mal die künstlerische Freiheit, um einen eigenen Stil für die Bäume zu entwerfen. Zuerst arbeitete ich mit Aquarell-Stiften, manchmal kombinierte ich die Stifte auch mit Pastell-Kreiden.
Und nun sind wir beim Thema, dem Art Journal, und ich bin bei mir angekommen.
Empfehlenswerte Artikel zum Thema:
→ Was ist ein Art Journal: Mara Kreativstudio
→ Was sind Doodles: Dreieck
Autor
- Marion Klüter ist Multimedia-Fachfrau und Bloggerin. Sie unterhält zwei Blogs mit unterschiedlichen Schwerpunkten, da sich beide Themen nicht miteinander vereinen ließen, denn Wut und Kreativität passen schlecht zueinander. Seit einiger Zeit sind ihr Verlobter und sie stolze Besitzer eines Riesenschnauzers. Trotz vieler Rückschläge in ihrem Leben hat sie den Humor nicht verloren und lacht weiterhin gerne, auch über sich selbst.
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