Lost Places – Das Albrechtshaus im Selketal – Update
Einst war es ein prachtvoller Bau im wundervollen Wald im Selketal gelegen. Als Lungenheilstätte hatte es einen guten Ruf. Heute ist es eine vom Brand zerstörte Ruine.
Impressionen
Die Lungenheilstätte im Selketal

Auf dem Weg zur Ruine kommt man sogar an einer Haltestelle der Selketalbahn vorbei.
Das Albrechtshaus liegt im Naturschutzgebiet Albrechtshausen. Die Unterschutzstellung erfolgte bereits am 30. März 1961 in der DDR.
Das Selketal ist ein gefragtes Ausflugsziel von Wanderern und Radfahrern. 2006 wurde dafür der Selketal-Stieg als ausgeschilderte Wanderroute geschaffen. Der Selketal-Stieg ist insgesamt 67 km lang.
1. Die Ruinen
1.1. Das Haus des Chefarztes
Zuerst stößt man auf eine Ruine vor dem Albrechtshaus.
Es ist nicht sicher, um welches Haus es sich handelt. Die Vermutung liegt nahe, dass es das Haus des Chefarztes war. Viel ist nicht davon zu erkennen, ein Feuer hat es ebenfalls stark zerstört.
1.2. Das Albrechtshaus
Beim Weitergehen erkennt man dann das eingezäunte Albrechtshaus. Der Name ist irreführend, denn es handelt sich nicht um ein normales Haus, sondern eher um einen Komplex.
Am 22. August 2013 wurde das Gebäude aus dem Jahr 1897 durch Brandstiftung zerstört. Man kann sich vorstellen, wie schön es einst ausgesehen haben muss. Leider kommen wir dafür einige Jahre zu spät, das Feuer ließ nicht viel übrig.
2. Die Zerstörung
2.1. Das Albrechtshaus brennt
Die leer stehende Klinik Albrechtshaus wurde am 22. August 2013 Opfer von Brandstiftung. Da es keinen Wasseranschluss mehr gab, und die Selke zu wenig Wasser führte, musste die Bundesstraße 242 und der Abzweig zur Friedrichshöhe gesperrt werden. Dann wurde eine vier Kilometer lange Löschwasserleitung aufgebaut.
Sogar der Bahnverkehr der Harzer Schmalspurbahn wurde vorübergehend eingestellt.
Trotz hundert Feuerwehrleuten konnte das Gebäude nicht mehr gerettet werden. Man ließ es gesichert ausbrennen. Besonders der Mittelteil mit der Uhr wurde fast völlig zerstört.
2.2. Das Chefarzthaus wird zerstört
Am 27.12.2019 brannte es erneut. Sechs freiwillige Feuerwehren versuchten das Feuer in dem Einfamilienhaus auf dem Gelände des Albrechtshauses zu löschen. Schwierig wurde es wieder durch den fehlenden Wasseranschluss.
Dieses Mal löste man das Problem mit vier Tanklöschfahrzeugen. Am drei Kilometer entfernten Bergsee in Günthersberge wurde eine Wasserentnahmestelle aufgebaut.
Das Gebäude konnte wegen Einsturzgefahr nicht mehr betreten werden und stürzte teilweise ein. Auch hier handelte es sich um Brandstiftung.
3. Die Geschichte der Lungenheilstätte
Um Zahlen in ihrer brutalen Nüchternheit sprechen zu lassen, in Deutschland jährlich durchschnittlich 160 000 Menschen dieser bisher ungezügelten Krankheit zum Opfer fallen.
Und dass diese sich größtenteils in einem sonst in der Vollkraft der Entwicklung stehenden Lebensalter befinden.“
Quelle: Die Gartenlaube
Im Jahr 1854 wurde von Hermann Brehmer die Lungenheilstättenbehandlung eingeführt. Wegen der hohen Infektionsgefahr befanden sich die Lungenheilstätten abseits von Orten. Sie besaßen meist große Sonnenterrassen und Gärten.
Besonders in Notzeiten verbreitete sich die als Schwindsucht bezeichnete Krankheit durch ungesunde Lebensumstände, starkes Zusammenleben vieler Menschen auf engstem Raum, mangelnde Hygiene und schlechte Ernährung.
Bis zur Entdeckung und Anwendung von Antibiotika verliefen die meisten Fälle tödlich.
Die ehemalige Lungenheilstätte im Selketal wurde 1894 durch die Landesversicherungsanstalt Braunschweig geplant und errichtet. 1897 gab der damalige Prinzregent Albrecht von Preußen vom Herzogtum Braunschweig dem Heim seinen Namen.
Zuerst wurden 40 männliche Patienten aufgenommen. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Kapazität erweitert, dazu wurden die einstöckigen Flügel mit Aufbauten versehen.
Bereits 1930 konnten 100 männliche und 80 weibliche Kranke behandelt werden. In den 1930er Jahren entstand zudem ein pavillonartiges Gebäude zur Aufnahme von lungenkranken Kindern.
3.1. Das Marienheim
1899 wurde das Marienheim für 24 weibliche Patientinnen errichtet. Es wurde nach der Gemahlin des Prinzregenten Marie von Sachsen-Altenburg benannt.
Es wurde 2009 für den geplanten Umbau als Hotel abgerissen.
3.2. Die Kirche
Am 20. Mai 1905 wurde auf dem Gelände eine im norwegischen Drachenstil ausgeführte Stabkirche geweiht, die zuerst in einer Fabrik gefertigt wurde, ehe sie am Ort aufgebaut wurde. Entworfen wurde sie nach dem Vorbild der Kirche Wang im Riesengebirge vom Zimmermeister R. Witte aus Osterwieck. Der Legende nach soll sie von einem skandinavischen Patienten gestiftet worden sein.
Die Privatkirche für 150 Menschen wurde von der Kirchengemeinde Stiege/Hasselfelde betreut. Nach der Schließung des Albrechtshauses blieb sie über 20 Jahre ungenutzt.
Da die Kirche oft Opfer von Einbrüchen und Vandalismus wurde, beschloss man, sie 2011 zu verschließen. 2014 wurde beschlossen, die Kirche abzubauen. Die damalige Besitzerin des Albrechtshauses stimmte zu, sie wusste nicht einmal von der Existenz der Kirche.
Das Gebäude wurde zum Denkmal von nationaler Bedeutung erklärt. Ein Verein wurde gegündet, der die Pläne 2020 endlich umsetzen konnte. Im November 2020 wurde das neue Fundament erstellt, im März 2021 begann der Ab- und gleichzeitig der Aufbau in Stiege, der fast 1.000.000 Euro kostete.
Bis heute ist die Kirche noch völlig detailgetreu, abgesehen von dem durch Ziegeln ersetzen Holzschindeldach und kann nach Rücksprache besichtigt werden.
3.3. Die Anlage
Im Wald wurde ein mit einer Kegelbahn ausgestatteter Spielplatz der Haupttreffpunkt für die Patienten. Daneben gab es mehrere Geräte zum Freiturnen. Für die Wasserversorgung gab es eine eigene Leitung, die Gebirgswasser lieferte.
4. Die Nutzung in der ehemaligen DDR
Das Albrechtshaus diente auch in der DDR der Bekämpfung der Tuberkulose. Dazu wurde es zum Fachkrankenhaus umgebaut.
1987 wurde es durch den Rückgang der Lungentuberlukose ein Sanatorium für Herz-Kreislauf-Patienten. Im Juli 1991 wurde die Klinik in eine Reha-Klinik umgewandelt, die zum 31. Dezember 1993 geschlossen wurde.
Informationen zur Krankheit:
5. Neue Pläne für das ehemalige Krankenhaus
Ein Käufer wollte aus dem leerstehenden Hauptgebäude ein Kempinski–Luxus– und Wellness-Hotel entstehen lassen. Geplant war ein zentales Hotelgebäude mit fünf weiteren Nebengebäuden für 299 Gäste, mit Restaurants, Cafés, Pavillons zur Entspannung, Wellnessanlage mit Solegrotte, Dampf- und Sauna, Whirlpools, Hallenbad mit Klangdom, Fitness- und Massageräumen und Tennisplätzen.
Man hatte bereits mit dem Abbruch der Nebengebäude begonnen. 2009 wurde das Projekt stillgelegt. Das Gelände wurde mehrfach weiterverkauft.
6. Der Zustand
2023 bot sich uns die Gelegenheit, das Gelände des Albrechthauses zu besuchen. An der Seite steht ein stark zerstörtes kleines Haus. Anscheinend das Haus des Chefarztes. Es ist halb eingestürzt.
Das Hauptgebäude ist mit einem Bauzaun umzäunt, der aber an manchen Stellen offen steht. Das Haus selbst ist ziemlich zerstört. Es muss einmal sehr schön ausgesehen haben, fast wie ein Schloss. Leider fiel es den Vandalen zum Opfer. Warum hat man nach dem Kauf mit dem Umbau so lange gewartet? Warum schützt man so ein Anwesen nicht?
Ein großer Teil in der Mitte ist eingestürzt. Man sieht die Spuren des Feuers. Ich muss gar nicht mehr erklären, die Fotos sagen alles. Sehr unwahrscheinlich, dass hier jemals wieder etwas restauriert oder neu aufgebaut wird.
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7. Update
Diese Parks sind damit anders als zum Beispiel bei Landal, Roompot und Center Parcs.
Es gibt kein Schwimmbad, Restaurant oder Animationsprogramm.
Quelle: Ferienpark in Deutschland
mkl 22.03.2025 Inzwischen hat sich wieder etwas getan. Das Gelände wurde an eine niederländische Firma verkauft. Die Firma Uplandparcs plant einen großen Ferienpark. Im idyllischen Selketal sollen bis zu 120 Ferienhäuser entstehen. 2027 soll der Park eröffnet werden.
Die Arbeiten haben bereits angefangen. Wege wurden bereits freigeräumt, alte Bäume entfernt.
Weitere Artikel zum Thema im Internet:
→ Albrechtshaus bei Stiege – Brand wurde gelegt: MZ.de
→ Alarm am Albrechtshaus im Oberharz: Volksstimme
→ Wenn vereinter Einsatz nicht nur Berge versetzen kann: Denkmal Leipzig
→ Stabkirche Stiege: Stabkirche Stiege
→ Albrechtshaus rottenplace.de: Rottenplace
→ Das Selketal im Harz – Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten im Harz-Urlaub: Ole auf Geheimtippjagd
→ Die Tuberlukose im Wandel der Zeiten: MT im Dialog
→ Die Tuberlukosebekämpfung im Wandel der Zeiten: Imabe.org
→ Tuberkulose Fachportal für Wehrmedizin: Humanmedizin Tuberlukose
Autor
- Marion Klüter ist Multimedia-Fachfrau. Sie unterhält zwei Blogs mit unterschiedlichen Schwerpunkten, da sich Wut und Kreativität nicht vertrugen. Gemeinsam mit ihrem Bruder besucht und fotografiert sie leidenschaftlich Lost Places. Ihre Kreativität beschränkt sich nicht nur auf die Malerei, sie bastelt auch gerne. Ihre zweite Leidenschaft ist der Garten. Dort kann sie sich mit Hund und Verlobtem neben der Arbeit austoben.
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